Definition
Der Hallux valgus wird häufig als "Ballenzeh" bezeichnet. Der medizinische Fachbegriff "Hallux valgus" kommt aus dem Latein. "Hallux" bezeichnet den Großzeh, und "valgus" bedeutet nach außen gebogen. Diese Pathologie besteht aus einer Abweichung der Großzehe nach außen, die mit einer Innenabweichung (varus) des ersten Mittelfußknochens (Metatarsus) einhergeht. Diese Fehlstellung führt zur Bildung einer knöchernen Vorwölbung (das Köpfchen des ersten Mittelfußknochens) an der Innenseite des Fusses(1).
Bie dieser fortschreitenden Deformation weicht der Hallux gegen die anderen Zehen ab, was wiederum zu weiteren Deformationen führen kann. Die bekannteste ist die Krallenform des zweiten Zehs.
Da das Köpfchen des ersten Mittelfußknochens seine Stützfunktion für den ersten Fußstrahl nicht mehr ausreichend erfüllen kann, kommt es zu einer seitlichen Verlagerung der Belastung. Diese führt nach und nach zu einer Metatarsalgie (Schmerzen im Mittelfuß) der mittleren Fußstrahlen. Diese Schmerzen unter der Fußsohle treten dann zusätzlich zu den Schmerzen auf, die durch das Reiben des Ballenzehs am Schuh verursacht werden.
Auch der Hallux kann seine Funktion in der digitigrade Phase (Stützung auf die Zehen am Ende der Abrollphase) nicht mehr erfüllen. Je nach Stadium des Hallux valgus können diese Fehlstellungen mit Schmerzen der Fußsohle und der Bildung von Hühneraugen und Schwielen einhergehen.(2)
Die Stadien des Hallux valgus
Wie alle Erkrankungen verschlimmert sich auch der Hallux valgus, wenn er nicht behandelt wird. Seine fortschreitende Entwicklung wird in vier Stadien eingeteilt. Die Kategorisierung erfolgt entsprechend der Größe des Abweichungswinkels zwischen dem ersten Mittelfußknochen und der Großzehe. Die Entwicklung wird durch Röntgenaufnahmen und/oder visuelle Beurteilung dokumentiert.
Für die Röntgenuntersuchung sind zwei Bilder erforderlich:
- eine zur Darstellung der zentrierten Vorderansicht auf die mittleren Mittelfußknochen;
- die andere zur Darstellung des internen Profils.
Die visuelle Beurteilung ermöglicht die Feststellung des Abweichungswinkels nach der "Manchester-Skala". Danach werden vier Grade der Fehlstellung unterschieden: null, leicht, mittel oder schwer.(3,4)
Die unten angegebenen Winkel der Fehlstellung sind Richtwerte und können je nach Autor (1,2) voneinander abweichen.
So gilt der Fuß als "normal", wenn der Winkel zwischen dem ersten Mittelfußknochen und dem ersten Zehenglied und der Winkel zwischen dem ersten und zweiten Mittelfußknochen weniger als 10° beträgt.
Leichter Hallux valgus
Der leichte Hallux valgus zeichnet sich durch einen Winkel zwischen dem ersten Mittelfußknochen und dem ersten Zehenglied von 11 bis 20°und einen Winkel zwischen dem ersten und zweiten Mittelfußknochen von 12° aus. Der in diesem Stadium auftretende Schmerz wird hauptsächlich durch die ständige Reibung des Ballenzehs am Schuh verursacht. Diese kann dann zu einer Reizung oder Entzündung (Rötung) führen. Die Fehlstellung lässt sich noch reduzieren, wenn bei Belastung eine Hallux-valgus-Orthese für den Tag oder eines Zehenspreizer getragen wird. Die Belastung hat sich hier nur geringfügig oder noch gar nicht auf den zweiten Strahl verlagert. Der Schmerz ist noch diffus und die Knochenvorwölbung ist unter Umständen noch nicht sichtbar. Auch die Kompression des medialen subkutanen Nervs gegen den Schuh kann Schmerzen verursachen.
Mäßiger Hallux valgus
Der Hallux valgus gilt als mäßig, wenn der Winkel zwischen dem ersten Mittelfußknochen und dem ersten Zehenglied 20 bis 40° und der Winkel zwischen dem ersten und zweiten Mittelfußknochen etwa 15 bis 18° beträgt. Die gelenkige Verbindung des Zehenglieds mit dem Mittelfußknochen ist bereits durch die Abweichung beeinträchtigt. Aufgrund der seitlichen Verlagerung der Belastung treten Schmerzen unter dem zweiten Mittelfußköpfchen auf. Dies ist auf den Verlust der Stützfunktion zurückzuführen. Die Sesambeine (2 kleine Knochen unter dem Mittelfußköpfchen) sind luxiert. Das laterale Seambein wandert in den ersten Metatarsalraum und kann seine Funktion nicht mehr erfüllen. Die Schmerzen im Gelenk werden durch die Deformation des Gelenks verursacht. Der knöcherne Auswuchs vergrößert sich, bis er schließlich mit dem Schuh in Konflikt gerät. Der direkte Druck auf den Bereich des Sesambeins ist jetzt schmerzhaft. Die Fehlstellung lässt sich weniger gut reduzieren und der arthrotische Prozess auf der Seite der Retraktion macht sich bemerkbar (Schmerzen beim Gehen).
Schwerer Hallux valgus
Beim schweren Hallux valgus ist der Winkel zwischen dem ersten Mittelfußknochen und dem ersten Zehenglied größer als 40° und der Winkel zwischen dem ersten und zweiten Mittelfußknochen größer als 20°. Die Abweichung ist jetzt so ausgeprägt, dass sich der Großzeh unter den benachbarten zweiten Zeh schiebt. Die Gelenkstrukturen sind bereits stark überdehnt, sodass es zur Luxation kommen kann. Die Abweichung des ersten Strahls führt zur Deformation der Plantarplatte. In diesem Stadium wird auch eine Luxation des Gelenks zwischen dem zweiten Mittelfußknochens und dem ersten Zehenglied beobachtet, die an einer tastbaren kleinen Stufe zu erkennen ist.
Die mechanische Dysfunktion des Vorfußes beeinträchtigt die Zehen und führt zu ihrer Verformung, den sogenannten Krallenzehen. Auf den Zehenmittelgelenken entwickeln sich Hühneraugen, die dann gegen zu enges Schuhwerk drücken. Im Laufe der Zeit können sich auch Hühneraugen an den Zehenkuppen bilden.
Die Entwicklung des Hallux valgus zwingt die anderen Gelenke, die Stützfunktion zu kompensieren, um ein Mindestmaß an Stabilität zu gewährleisten. Schmerzen in den Knien oder im Lendenwirbelbereich können die Folge sein. So ist es durchaus möglich, dass der Hallux valgus selbst weniger schmerzt, aber dafür Schmerzen in anderen Gelenken auftreten. Es ist dann eine Ganzkörperuntersuchung erforderlich, um die Biomechanik Ihres individuellen Gangbilds zu beurteilen. Da der Fuß die Schnittstelle zum Boden ist, hat seine Biomechanik Auswirkungen auf die anderen Bewegungsketten des Körpers.
Symptome
Der Hallux valgus macht sich zunächst durch stechende Schmerzen im Gelenk bemerkbar. Oft hängen sie mit den ersten Funktionsstörungen im Gelenk und dem Schuhkonflikt (Erwärmung, Reibung) zusammen. Auch eine Kompression des medialen Nervs gegen den Knochen, die Weichteile und das Schuhwerk können Schmerzen verursachen.
Weiterhin kommt es infolge der Verlagerung der Belastung zu Schmerzen im Mittelfuß (Metatarsalgie). Der zweite Zeh verformt sich zum Krallenzeh und führt zum Schuhkonflikt und schließlich zur Bildung von Hühneraugen auf dem Zehenmittelglenk.(5)
Diese Symptome veranlassen die Patienten dann oft dazu, einen Facharzt aufzusuchen, um die Schmerzen zu lindern, wieder beschwerdefrei Schuhe tragen zu können oder einfach, weil sie den Hallux valgus als störendes kosmetisches Problem empfinden.
Je früher der Entwicklung der Pathologie begegnet wird, desto weniger invasiv und drastisch sind die erforderlichen Maßnahmen zu ihrer Behandlung. Vorbeugende Lösungen können das Entstehen des Hallux valgus aufhalten und seine progrediente Entwicklung verlangsamen. EPITACT®, der Spezialist für Fußgesundheit und -pflege, hat zahlreiche Medizinprodukte (Orthesen, dünne Schutzbandagen mit Silikonpolster u.v.m.) entwickelt, die Reibung verhindern, Schmerzen lindern und die Fehlstellung des Zehs korrigieren. Weitere Informationen über unsere Produkte finden Sie HIER.
* Diese Produkte sind Medizinprodukte der Klasse I, die gemäß diesen Vorschriften die CE-Kennzeichnung tragen.
Lesen Sie vor dem Gebrauch die Anweisungen sorgfältig durch. Hersteller: Millet Innovation. Mai 2020
< Der Hallux valgus ist eine Fußdeformierung, die im Laufe der Zeit nicht rückgängig gemacht werden kann >
Für weitere Angaben über das hier global und vereinfacht behandelte Thema, finden Sie hierunter zusätzliche Informationsblätter:
(1)Vanore JV, Christensen JC, Kravitz SR, Schuberth JM, Thomas JL, Weil LS, et al. Diagnosis and treatment of First Metatarsophalangeal Joint Disorders. Section 1: Hallux valgus. The Journal of Foot and Ankle Surgery. Mai 2003; 42(3):112‑23.
(2)Baudet B. "Traitement de l'hallux valgus" in Thibaut Leemrijse, Jean-Luc Besse, Bernhard Devos Bevernage, Bernard Valtin "Pathologie du pied et de la cheville", Paris, Elsevier Masson. Vol. 1. 2009, p 102-106.
(3)Garrow AP, Papageorgiou A, Silman AJ, Thomas E, Jayson MIV, Macfarlane GJ. The Grading of Hallux Valgus: The Manchester Scale. Journal of the American Podiatric Medical Association. févr 2001; 91(2):74
(4)Menz HB, Munteanu SE. Radiographic validation of the Manchester scale for the classification of hallux valgus deformity. Rheumatology. 1 août 2005;44(8):1061
(5)Curvale G, Rocheweger A, Piclet-Legre B. Hallux valgus. Podologie. 1999; 27-080-A-30: p 6.
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